Bewertungslogik

Warum Unternehmensbewertungen Verkäufer oft in falscher Sicherheit wiegen

Eine Bewertung fühlt sich objektiv an.

Sie vermittelt Kontrolle, Klarheit und einen scheinbar fairen Marktwert.

Viele Verkäufer gehen deshalb mit dem Gefühl in Gespräche, gut vorbereitet zu sein.

Dieses Gefühl hält oft nur bis zur ersten echten Käuferprüfung.

Wer den Gesamtzusammenhang verstehen will, sollte hier ansetzen: Unternehmen verkaufen

Bewertung und Verkaufspreis sind zwei verschiedene Dinge

Eine Bewertung ist eine rechnerische Ableitung.

Ein Verkaufspreis ist das Ergebnis einer Risikoabwägung.

Bewertungen arbeiten mit Annahmen.

Käufer prüfen, ob diese Annahmen stimmen.

Sobald Zweifel entstehen, verliert die Bewertung ihre Tragkraft.

Warum Käufer Bewertungen nicht angreifen, sondern umgehen

Käufer diskutieren selten über Bewertungsmodelle.

Sie akzeptieren die Zahl formal und relativieren sie praktisch.

Nicht durch Widerspruch, sondern durch Bedingungen.

Earn-out, Ratenzahlung, Garantien oder lange Übergaben ersetzen die offene Preisdebatte.

So bleibt die Bewertung stehen, während der reale Preis sinkt.

Der größte Denkfehler: Vergangenheit hochzurechnen

Viele Bewertungen basieren auf historischen Ergebnissen.

Käufer interessiert die Vergangenheit nur als Hinweis.

Entscheidend ist, ob diese Ergebnisse ohne den bisherigen Inhaber reproduzierbar sind.

Wenn Umsatz, Kunden oder Entscheidungen an Personen hängen, verliert die Hochrechnung ihre Basis.

Warum gleiche Zahlen zu völlig unterschiedlichen Preisen führen

Zwei Unternehmen können identische Gewinne erzielen.

Trotzdem unterscheiden sich ihre Preise massiv.

Der Unterschied liegt nicht im Ergebnis, sondern in der Struktur.

Ein Betrieb mit klarer Führung, dokumentierten Prozessen und verteilter Verantwortung wirkt stabil.

Ein personenzentrierter Betrieb wirkt riskant.

Dieses Risiko übersetzt sich direkt in den Preis.

Bewertungsmodelle sind nicht falsch, aber unvollständig

Ertragswert, Multiplikatoren oder vereinfachte Modelle haben ihre Berechtigung.

Sie liefern eine Orientierung.

Was sie nicht liefern, ist eine Antwort auf operative Risiken.

Genau diese Risiken entscheiden jedoch im Verkaufsprozess.

Warum Verkäufer Preisabschläge oft falsch interpretieren

Viele Verkäufer empfinden Abschläge als ungerecht.

Aus Käufersicht sind sie logisch.

Abschläge sind keine Bestrafung, sondern Absicherung.

Je weniger Risiken geklärt sind, desto mehr Sicherheit verlangt der Käufer.

Die Rolle von Beratern bei Bewertungen

Steuerberater, Gutachter und Kammern liefern Zahlen.

Sie bewerten, was vorhanden ist.

Käufer bewerten, was fehlt.

Diese Perspektiven widersprechen sich nicht, sie ergänzen sich.

Problematisch wird es, wenn Verkäufer Bewertungen als Verkaufsargument nutzen.

Warum gute Vorbereitung Bewertungen stabilisiert

Eine Bewertung hält dann, wenn die zugrunde liegenden Annahmen sichtbar stimmen.

Das gelingt nur durch Vorbereitung vor Gesprächen.

Klare Rollen, nachvollziehbare Prozesse und reduzierte Inhaberabhängigkeit geben Käufern Sicherheit.

Je weniger Käufer interpretieren müssen, desto weniger relativieren sie den Preis.

Bewertung als Werkzeug, nicht als Schutzschild

Bewertungen sind sinnvoll.

Sie schaffen einen Rahmen.

Sie ersetzen aber keine Verkaufsfähigkeit.

Wer glaubt, eine hohe Bewertung schütze vor Abschlägen, erlebt im Prozess eine böse Überraschung.

Fazit: Der Markt bezahlt nicht für Berechnungen

Der Markt bezahlt für Sicherheit.

Bewertungen können Sicherheit untermauern, aber nicht erzeugen.

Je besser Struktur, Übergabefähigkeit und Klarheit vorbereitet sind, desto näher kommt der reale Preis an die Bewertung.