Du hast dein Konzept im Kopf. Vielleicht sogar schon den Namen deines Ladens auf der Zunge. Du weißt, was du verkaufen willst – Kaffee, Mode, Feinkost, Blumen oder vielleicht etwas ganz anderes. Aber dann stellt sich diese eine Frage: Wie wichtig ist die Lage meines Ladens eigentlich wirklich?

Könntest du theoretisch an irgendeiner Ecke eröffnen und der Erfolg kommt trotzdem? Oder entscheidet der Standort am Ende, ob du im ersten Jahr schwarze Zahlen schreibst – oder Pleite gehst?

Lass uns gemeinsam mal richtig ehrlich draufschauen. Ohne Marketing-Blabla, sondern aus Unternehmersicht. Du willst schlieĂźlich kein LadenhĂĽter sein, oder?


Lage, Lage, Lage – Mythos oder Wahrheit?

Es gibt einen alten Spruch aus der Immobilienbranche: Lage, Lage, Lage. Man könnte fast meinen, es gäbe nichts Wichtigeres. Aber gilt das auch für Einzelhändler, Gastronomen oder Dienstleister? Die kurze Antwort: Ja. Und nein.

Die lange Antwort? Hängt ganz davon ab, was du anbietest – und wen du erreichen willst. Nicht jeder Laden braucht eine 1A-Lage in der Fußgängerzone. Aber jeder Laden braucht eine für sein Konzept passende Lage.


Warum die Lage oft den Unterschied macht

1. Sichtbarkeit = Umsatz

Klingt simpel, ist aber die Wahrheit: Menschen kaufen, was sie sehen.

Ein Ladengeschäft lebt oft von Laufkundschaft. Wer zufällig vorbeikommt, neugierig wird, stehen bleibt – und dann zuschlägt. Und je nachdem, wie dein Angebot aussieht, kann das einen riesigen Unterschied machen:

  • Bist du mit deinem Laden in einer belebten Innenstadt, siehst du automatisch tausende potenzielle Kunden jeden Tag.
  • Stehst du in einer ruhigen SeitenstraĂźe, musst du dir deine Kunden aktiv heranholen – ĂĽber Werbung, Social Media, Stammkundschaft.

Anekdote:
Ein Bekannter hat vor ein paar Jahren zwei Filialen eröffnet. Gleiche Marke, gleiches Konzept. Die eine mitten im Einkaufszentrum, die andere in einer Seitenstraße. Rate mal, welche besser lief? Die Laufkundschaft war einfach unschlagbar.


2. Deine Zielgruppe entscheidet ĂĽber die Lage

Die beste Lage bringt dir nix, wenn du an deiner Zielgruppe vorbeiplanierst. Ein paar Beispiele:

  • Hochpreisige Feinkost im Plattenbau-Viertel? Schwierig.
  • Veganes Hipster-CafĂ© direkt neben einem Industriegebiet? Auch so eine Sache.
  • Familienfreundlicher Laden in einem Viertel mit fast ausschlieĂźlich Singles? Kann klappen, muss aber nicht.

Frage dich also immer: Wo bewegt sich meine Zielgruppe?
Pendeln sie viel? Sind sie fußläufig unterwegs? Haben sie Kinder dabei? Alles Punkte, die für deine Standortwahl entscheidend sind.


3. Konkurrenz – Freund oder Feind?

Viele denken: „Da gibt’s schon fĂĽnf CafĂ©s – da geh ich besser woanders hin.“ Falsch gedacht! Konkurrenz heiĂźt oft auch: Hier ist Nachfrage. Hier pulsiert das Leben.

Klar, du musst dich abheben. Dein USP (Unique Selling Point) sollte klar sein. Aber die Nähe zu ähnlichen Konzepten kann dir durchaus Kunden in den Laden spülen. Es ist wie in einem Foodcourt: Keiner geht hin, weil es nur einen Stand gibt. Vielfalt zieht an.


4. Erreichbarkeit & Infrastruktur

Egal wie genial dein Laden ist – wenn deine Kunden sich abmühen müssen, um zu dir zu kommen, bleibt der Umsatz auf der Strecke. Check also immer:

  • Gibt’s Parkplätze?
  • Ist der Laden mit Ă–PNV gut erreichbar?
  • Wie ist die Laufstrecke? Muss man dich aktiv suchen oder stolpert man fast drĂĽber?

Ein kleiner, unscheinbarer Laden mit schlechtem Zugang? Das kann die beste Geschäftsidee killen.


Wann spielt die Lage weniger eine Rolle?

Es gibt Ausnahmen. Manche Konzepte sind nicht auf Laufkundschaft angewiesen:

  • Destination Stores: Läden, die Leute bewusst ansteuern, z.B. Spezialitätenläden, Manufakturen oder bekannte Markenstores.
  • Online-First-Strategien: Wer viel online verkauft und den Laden als Showroom nutzt, braucht nicht zwingend die 1A-Lage.
  • Dienstleister mit Terminvereinbarung: Kosmetikstudios, Schneidereien oder Beratungsdienste – hier ist Sichtbarkeit oft zweitrangig, solange der Service top ist.

Aber Achtung: Selbst dann spielt die Lage eine Rolle für deine Fixkosten (Miete!) und dein persönliches Wohlgefühl. Du willst ja nicht irgendwo im Nirgendwo sitzen.


Was kostet dich eine schlechte Lage langfristig?

Hier wird’s ernst: Eine ungünstige Lage ist nicht nur eine Frage von weniger Laufkundschaft. Sie wirkt sich aus auf:

  • Marketingkosten (du musst viel mehr in Werbung investieren)
  • Personal (weniger Kunden = weniger Auslastung = schwierige Kalkulation)
  • Image (eine abgelegene Ecke strahlt oft nicht das aus, was du dir wĂĽnschst)
  • Deinen eigenen Stresslevel – glaub mir, wenn du täglich gegen eine tote StraĂźe ankämpfst, nervt das auf Dauer.

Worauf solltest du also bei der Standortwahl konkret achten?

Hier mal ein kurzer Ăśberblick, worauf es ankommt:

✅ Zielgruppen-Analyse – Wer sind deine Kunden und wo sind sie unterwegs?

✅ Laufkundschaft & Sichtbarkeit – Wie viel Traffic herrscht vor deiner Tür?

✅ Infrastruktur & Erreichbarkeit – Gibt’s Parkplätze, Haltestellen, Fahrradständer?

✅ Mietpreise & Fixkosten – Passt die Miete zu deinem Umsatzpotenzial?

✅ Konkurrenz-Situation – Wer ist schon da? Wie kannst du dich abheben?

✅ Zukunftsaussichten – Was ist in der Gegend geplant? Baustellen, neue Einkaufszentren, Leerstände?


Fazit: Lage ist nicht alles – aber oft verdammt viel

Ist die Lage deines Ladens wichtig? Die ehrliche Antwort: Ja, extrem wichtig.

Sie ist nicht das einzige Erfolgsgeheimnis – aber sie entscheidet darüber, wie viel Rückenwind du hast. Eine Top-Lage kann schwaches Marketing ausgleichen. Eine schlechte Lage kannst du mit noch so viel Werbung oft kaum kompensieren.

Also: Schau genau hin, rechne durch, frag die richtigen Leute (Kunden, Makler, Nachbarn) – und hör auch auf dein Bauchgefühl.

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